Der Lausitzer Pistolen-Weltmeister
11.09.2016 (Aktuelles)

SCHIESSEN Der Neu-Sielower Volker Valentin gießt seine Kugeln mitunter sogar selbst

Cottbus Den bisher größten Erfolg seiner Laufbahn hat Schütze Volker Valentin jüngst verbucht. Bei der Weltmeisterschaft in Ungarn gewann der gebürtige Finsterwalder und Neu-Sielower vier Medaillen – eine davon war aus Gold.

Einen Erfolg wie in der letzten Woche konnten die Mitglieder der Schützengilde Cottbus 1471 in ihrem langen Bestehen noch nie bejubeln. Volker Valentin kehrte da von der Weltmeisterschaft aus Sarlospuzsta in Ungarn mit vier Mal Edelmetall heim. Herausragend dabei seine Goldmedaille, die der 58-Jährige mit der Perkussionspistole gewann. Drei Silbermedaillen, gewonnen mit dem Perkussionsrevolver über die Entfernungen von 25 und 50 Metern sowie mit der Luntenschlosspistole, komplettieren Volker Valentins eindrucksvolle Bilanz.

Valentin hatte als 30-Jähriger daheim in Finsterwalde aus einer Laune heraus erstmals eine Sportpistole in der Hand. "Ich bin einfach mal mit meinem Schwiegervater mit zum Schießstand gegangen, um es zu probieren. Dass ich ihn bei dieser Premiere mit 183 von 200 Ringen gleich übertroffen habe, hat mich direkt begeistert." Als Mitglied der Priviligierten Schützengilde 1569 Finsterwalde stellten sich schnell die gewünschten Erfolge ein wie beispielsweise Rang drei bei den DDR-Meisterschaften 1988. Später heimste Volker Valentin über 100 Landesmeistertitel in den unterschiedlichen Disziplinen des Kleinkaliber-Pistolen-Schießens ein, auch bei Deutschen Meisterschaften gewann er mehrfach Silber und Bronze.

Im Jahr 2008 begann dann eine neue Zeitrechnung in seinem Schützenleben, wandte er sich doch der Abteilung "Vorderlader" zu. "Mit der althergebrachten Technik in den Wettkampf zu gehen, ist einfach reizvoll. Viele Dinge kommen sehr individuell und aufwändig daher, so hat mich diese Sparte des Schießens in ihren Bann gezogen. Aus Gründen der höheren Präzision gieße ich mir meine Kugeln selbst. Ungefähr ein Gramm sind diese schwer und absolut rund muss man sie in der Form hinkriegen. Ohnehin sind es ganz viele kleine technische Details, die zu den Ergebnissen führen. Neben der ruhigen Hand natürlich, die ein Schütze schon haben sollte", so der neue Weltmeister.

Der hat auch in Ungarn den zu Gold führenden Wettkampf mit seiner Pistole aus dem Baujahr 1855 bestritten. "Man kann auch heute hergestellte Retro-Waffen benutzen, aber die echten alten Pistolen haben ihren ganz besonderen Reiz und auch ihren besonderen Preis. So rund 1500 Euro muss man für so ein Stück schon auf den Tisch legen", erzählt der Finsterwalder, der Anfang des Jahres nach Cottbus umgezogen ist und sich hier sofort der Cottbuser Schützengilde angeschlossen hat. Was der hier als Sportwart agierende Torsten Kaps natürlich gern gesehen hat: "Den Volker kannten wir ja bereits durch viele Wettkämpfe. Nun sind wir glücklich, ihn in unserem Verein zu haben, was garantiert für neue Motivation bei unseren Sportlern sorgen wird."

Übrigens muss sich Valentin auch für kommende Welt- und Europameisterschaften für eine Nominierung in der Nationalmannschaft wieder hinten anstellen. Ein Privileg gibt es für Medaillengewinner nämlich nicht, wie er erklärt: "Genau wie in diesem Jahr wird über ein sogenanntes Ranglisten-Schießen die 17 Akteure starke Auswahl ermittelt. Nach erreichten 584 von 600 Ringen wäre ich übrigens 2009 in die Deutsche Sportpistolen-Mannschaft gerückt. Zeitgleich aber fand die Vorderlader-Qualifikation statt. Die habe ich gemeistert und anschließend bei der EM in Valencia Silber und Bronze gewonnen."

Heute kann man feststellen, dass der damalige Umstieg die richtige Entscheidung war für Volker Valentin. In Summe hat der Neu-Cottbuser 22 Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften geholt. Das Prunkstück ist natürlich die Einzelmedaille, die er nun unweit von Budapest geschossen hat.

 

Quelle: Artikel der Lausitzer Rundschau vom 31. August 2016, Georg Zielonkowski / ski1



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